Bedrohter Wiesenbrüter braucht mehr Feuchtgebiete

Sein Wahlslogan „Wasser marsch!“ bringt zum Ausdruck, woran es dem Kiebitz besonders fehlt: Entwässerung und intensive Landwirtschaft sorgen dafür, dass der Vogel des Jahres 2024 seinen natürlichen Lebensraum verliert.

 

An der vierten öffentlichen Vogelwahl vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), haben sich fast 120.000 Menschen beteiligt. Etwas weniger als ein Drittel der abgegebenen Stimmen (27,8 Prozent) entfiel auf den Kiebitz, der den Titel „Vogel des Jahres 2024“ trägt.

Früher galt der Kiebitz (Vanellus vanellus) als „Allerweltsvogel“. Mit der Trockenlegung von Feuchtwiesen wurde die Landwirtschaft intensiviert. Die standorttreuen Kiebitze brüteten nun auf Flächen mit deutlich gestiegenen Gefahren durch negative Folgen der intensiven Landwirtschaft und durch Prädatoren, die leichter ihre Nester plündern konnten.

 

Kiebitz ist stark gefährdet

In Deutschland wurden zuletzt nur noch rund 42.000 bis 67.000 Brutpaare gezählt. Die massiven Einbrüche seiner Population sind schon seit Längerem ein besorgniserregender Trend: Allein zwischen 1980 und 2016 ist seine Zahl um 93 Prozent zurückgegangen.

Auch europaweit hat sich die Population mehr als halbiert. Inzwischen gilt der Kiebitz auf dem europäischen Kontinent als gefährdet und deutschlandweit sogar als stark gefährdet.

 

Faktencheck

 

Was Sie vielleicht noch nicht über den Kiebitz wussten

  • Der Kiebitz verdankt seinen Namen seinem einprägsamen Ruf „kie-wit“. Er ist ein überaus langlebiger Vogel und kann bis zu 24 Jahre alt werden.
  • Für einen Watvogel hat der Kiebitz sehr große Flügel, ist somit gut in der Luft zu identifizieren. Sein englischer Name lautet Lapwing („Flügel an Lappen erinnernd“).
  • Oft wollen Männchen die Weibchen beeindrucken, indem sie kleine Mulden scharren und Gräser rupfen – auch „Scheinnisten“ genannt. Spektakuläre Flugmanöver sollen den Weibchen während der Balz ebenfalls imponieren. Das hat ihm auch den Beinamen „Gaukler der Lüfte“ eingebracht.
  • Zwar verlassen die Küken bereits nach wenigen Stunden ihr Nest, suchen aber noch eine gute Woche lang immer wieder die Wärme ihrer Mutter.
  • Kiebitze gelten als recht mutige Vögel: Fressfeinde werden oft von mehreren Kiebitzen angegriffen und erfolgreich vertrieben.
  • Kiebitzeier waren früher eine Delikatesse. Inzwischen ist es verboten, diese zu essen oder zu sammeln.
  • Selten verirren sich auch bräunliche Steppenkiebitze nach Mitteleuropa und schließen sich hiesigen Kiebitztrupps an.
  • Kiebitze sind sogenannte Teilzieher: Ein Teil von ihnen überwintert bei milder Witterung in Deutschland, auch an den Küsten. Ein anderer Teil zieht in die Wintergebiete, etwa nach Spanien, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande.

 

Extralange Paarungszeit

Kiebitz mit Küken - Foto: NABU/Thorsten Krüger

Kiebitz mit Küken - Foto: NABU/Thorsten Krüger

 

Die Paarungszeit der Kiebitze ist vergleichsweise ausgedehnt. Je nach Witterung schwankt der Legebeginn zwischen Anfang März bis Juni. Die Hauptbrutzeit findet in den Monaten April und Mai statt. Vor dem Brüten baut das Männchen in einer Mulde am Boden das Nest, welches es mit Gras auspolstert.

Gut getarnt legt das Weibchen in der Regel vier Eier, aus denen die Küken nach 26 bis 29 Tagen schlüpfen. Als Nestflüchter machen diese sich schnell selbstständig und gehen auf Nahrungssuche. Etwa 60 Prozent der flügge gewordenen Küken überleben das erste Jahr und brüten selbst teils schon zu Beginn des zweiten Lebensjahres.

 

Abwechslungsreiches Nahrungsspektrum

Kiebitze ernähren sich vor allem von Insekten und deren Larven. Daneben verzehren sie Getreidekörner, Samen und Früchte von Wiesenpflanze, ebenso Regenwürmer sowie sonstige Bodenorganismen.

Jungvögel versorgen sich von Beginn an selbst, sie jagen am Boden nach Spinnen, Insekten und anderen Wirbellosen.

 

Kiebitze bevorzugen Flächen mit kurzer Vegetation, ohne Gehölze oder Sichtbarrieren. Ursprünglich waren sie vor allem in Mooren und Feuchtgrünland zu finden, doch diese gibt es mittlerweile seltener. Immer häufiger versuchen Paare auf ungeeigneten Äckern und Wiesen zu brüten, oft in lockeren Kolonien.

Solche Brutplätze verwaisen nach einigen Jahren zumeist. Hinzu kommen das schwindende Nahrungsangebot und die Zerstörung der Nester, sodass die Nachwuchsrate insgesamt sinkt.

 

Den Kiebitz schützen

 

Machen Sie sich für den Kiebitz stark. Wir alle können mithelfen – ob in Politik, Landwirtschaft, als Verbraucher*innen oder Naturschützer*innen.

 

Für freiwillige Helfer*innen gemeinsam mit Landwirt*innen: Lokale Schutzprojekte geben Gelegenheit, sich aktiv einzubringen – etwa bei der Nestersuche oder Einzäunung zum Schutz des Kiebitz.

 

Die AG Kiebitzschutz bietet fachlichen Austausch, informiert über Neuigkeiten und vermittelt Ansprechpartner*innen vor Ort.

 

Aktiv aufklären: Wer sich für den Kiebitz einsetzen will, kann zum Beispiel mit Vorträgen oder Referaten auf den bedrohten Vogel des Jahres 2024 hinweisen.

 

Landwirtschaft und alle, die Wiesen besitzen: Schützen Sie Gelege durch Markieren oder langsameres Mähen. Von innen nach außen zu mähen hilft Tieren generell. Die Aussaat von Sommer- statt Wintergetreide unterstützt die Brut im Frühjahr.

Tipp für Verbraucher*innen: Dem Kiebitz und vielen anderen Wiesenbrütern hilft es, wenn Sie naturverträglich hergestellte Lebensmittel kaufen. Pestizide nehmen Vögeln die Nahrungsgrundlage.

 

 

 

Die Texte und Bilder dieser Website stammen aus dem Internetauftritt des NABU.

Vogel des Jahres 2024

Foto. Dr. P.Hunke

16. März 2024

Aktion "Saubere Landeschaft"

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24. März 2024

Jahreshauptversammlung

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2024

Vortrag:

Torffrei Gärtnern?!

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